Diese Woche ein Ausflug in die Welt des SLA, der Stereolithografie, genauer Druck mit einem Formlabs Form1 (erhältlich bei unseren Freunden von IGo3d)
Am Dienstag war ich eingeladen mal in die Werkstatt von StoryHome zu gucken, einem aktuell noch laufenden CrowdFunding Projekt aus München.
THE STORYHOME DEVICE IS BUILT FOR YOUR FAMILY TO RECORD, PLAY AND KEEP YOUR AUDIO STORIES.
IT’S EASY FOR GRANDPARENTS AND KIDS.
von StoryHome.com
Beim Design des StoryHome Devices kamen viele versch. Prozesse zur Anwendung, unter anderem ein gefräster und lackierter Protoyp aus China und ein gesintertes Teil. Das meiste davon wurde aber mit dem im Büro vorhandenen Form1 von Formlabs produziert.
Eine tolle Gelegenheit für mich einem SLA Drucker bei der Arbeit zuzusehen und auch mal über die Probleme der Wundermaschinen aus der berühmten CrowdFunding Kampagne zu sprechen.
Die Qualität der Drucke hat mich sehr beeindruckt. Die Standard Schichthöhe beträgt 0.05 mm, schnellere Drucke werden bei 0.1 mm durchgeführt und die beste Auflösung ist 0.025 mm. Im Vergleich zu meiner Standardauflösung auf dem Printrbot von 0.1 mm sieht man doch einen ziemlichen Unterschied.
Erreicht wird diese Qualität beim SLA Druck mit nur einer beweglichen Achse, nämlich Z, die das zu druckende Objekt Layer um Layer aus dem Harz-Tank zieht. Das Harz wird mittels Laser erhärtet und das überschüssige Harz tropft am Schluss einfach ab.
Das größte Manko am SLA ist nach wie vor der Preis des Materials und der Verbrauchsmaterialien. Der Liter Harz kostet 135 €, was aus Fehldrucken eine relativ teure Angelegenheit macht.
Dann ist da noch das Umweltproblem bzw. die Gefährlichkeit des Materials.
Photoreaktives Material hat den H- und P-Sätzen nach die Eigenschaften: H315, H317, H319 und H339 – verursacht also schwere Hautreizungen und ist extrem giftig für Wasserorganismen. Es sollte überschüssiges Material also nicht im Ausguss landen, sondern auf dem Sondermüll.
Zwar gibt es inzwischen mit MakerJuice kostengünstigere Alternativen (zwischen 38 und 65 $ / Liter), das Umwelt und Gift-Problem bleibt aber bestehen. Immerhin hat MakerJuice einige Farben speziell für den Form1 im Angebot, während bei Formlabs die Palette auf vier versch. Farben (schwarz, weiß, grau, durchsichtig) beschränkt ist.
Zurück zum eigentlichen Druck. Nach Anordnung des Objekts / der Objekte (STL-Format) in der Formlabs Software muss noch Support generiert werden. Dies geschieht, so versicherte mir Thomas von StoryHome, weitestgehend automatisch. Ab und zu muss man halt, wie bei allen algorithmisch generierten Dingen im Leben, gelegentlich nachkorrigieren. Beim Form1 besteht der Support aus einem dünnen Geflecht dass die frei „schwebenden“ Teile mit der Druckplatte verbindet.
Auch muss der Druck im leichten Winkel zur Platte passieren und in der richtigen Richtung, da die Druckplatte nach jedem Layer gekippt wird um überschüssiges Harz zu entfernen. Was man nicht so alles lernt. Bedingt durch den Druck auf das Objekt beim Kippen, kann sich, bei falschem Winkel, sonst das Objekt vom Drucktisch lösen.
Dann geht es aber, nach Übertragung vom Rechner zum Form1 via USB, endlich los.
Nach einiger Zeit also, wenn der Tank des Druckers nicht leer wird oder das Objekt sich löst, bekommt man ein fertiges SLA Teil. Oder? Nein. Erst will das Objekt vom Druckbett gelöst werden. Wie immer ist Fingerspitzengefühl und ein Spachtel gefragt.
Wichtig auch – nutzt Handschuhe (siehe oben, Giftig!)
Dann kommt das Objekt in ein Alkoholbad (soweit ich das verstanden habe) um die überschüssigen Reste des Harzes abzuwaschen. Aber nicht zu lange, sonst löst der Alkohol das Harz des Objekts auf.
Nach dem Waschen wird der Druck noch eine Weile getrocknet und härtet aus. Man sieht also, vom eigentlichen Entwurf zum gedruckten Objekt vergeht eine Weile. Es braucht, anders als bei z.B. dem Neo oder Ultimaker1+ auch eine vernünftige Arbeitsumgebung mit guter Belüftung für den Drucker, die Materialien und den Tank.
Insofern ist der Form1 definitiv kein Bastel bzw Maker-Drucker, sondern ein System für Prototyping in größeren Firmen bei denen es auf die Qualität ankommt und in denen die entsprechende Umgebung zur Verfügung steht.
Gerade in Hinblick auf den Preis des Materials bin ich für mein Souvenir und die interessanten Gespräche um so dankbarer und wünsche dem StoryHome Team viel Erfolg. Die Kampagne läuft noch bis 24ten Juni.
Wer übrigens in München ist und einmal selbst einen Form1 sehen möchte, am 24ten Juni (Zufall, keine Absicht) findet ein 3DDruck Stammtisch im MunichMakerLab statt, in dem auch unser Neo residiert.
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